PressetexteWelches Boot ist das richtige ?Sonntag aktuell - Bernd-Wilfried KießlerWer mit dem Hausboot in Urlaub fahren will, muss Entscheidungen treffen : zum Beispiel die üben den richtigen Schiffstyp. Eine kurze Orientierung. In England kann man sich den Traum vom Kapitän auf Zeit schon seit über hundert Jahren erfüllen, in Frankreich haben die Hausboote seit den siebziger Jahren das traditionelle Wasserstraßennetz vor der Stillegung bewahrt. In beiden Ländern wurden in den vergangenen Jahrzehnten sogar geschlossene Kanäle und regulierte Flussläufe wieder schiffbar gemacht. Der Weg von der hoch gelegenen Brücke zu Bug und Heck ist weit, wenn der Mensch am Ruder bei Anlegemanövern und in Schleusen mitanpacken muss, was namentlich bei kleinen Besatzungen der Fall sein kann. Bei lebhaften Kindern an Bord ergeben sich zusätzliche Sicherheitsrisiken, ältren Crewmitgliedern ist der Auf- und Abstieg mitunter beschwerlich. Für Anfänger, die diese höchst erholsame, wenn auch nicht ganz billige Urlaubsform wählen - die Wochenpreise schwanken je nach Boot und Jahreszeit zwischen 800 und 3000 Euro - stellt sich als Erstes die Frage nach dem geeigneten Revier. Die Antwort darauf hängt von den Vorlieben für bestimmte Regionen, Klimazonen und eine gewisse sportliche Bestätigung ab, die sich wiederum nach der Zahl der streckenweise noch handbetriebenen Schleusen richtet. Beinahe ebenso wichtig für eine entspannte Zeit an Bord ist das ausgewählte Boot. Das muss auf wellenarmen Binnenrevieren keine hochbordige stolze Motorjacht sein, auch wenn die auf dem Videofilm später daheim mächtig Eindruck macht. Praktisch für Reisegesellschaften mit älteren und ganz jungen Mitgleidern sind Boote mit möglichst wenig Stolperfallen. Als empfehlenswert gelten in diesem Falle die wie eine Badewanne wirkenden Schiffe vom britischen Typ Bermuda, bei denen sich alles auf einer Ebene abspielt. Ein breiter Laufgang rundum erleicht das An- und Ablegen, einen balkonähnlichen Freisitz am Bug hat der Mensch am Ruder immer im Blick. Das Steuer ist allerdings ziemlich weit vorn angeordnet, was das Rangieren nicht eben erleichtert. Denn ein Schiff hat die Eigenart, dass sich beim Lenken - im Gegensatz zum Auto - das Heck nach außen bewegt. Diesen Badewannen-Bootstyp haben die Franzosen nachempfunden : Die Eau Claire genannten Motorkreuzer verfügen jedcoh über mehr Kopffreiheit im vorderen Salon, weil die französischen Brücken höher sind als vergleichbare in England. Nach dem Vorbild der Pénichen, den traditionellen französichen Lastkähnen, sind die Pénichettes entworfen worden. Sie sehen hübsch aus und apsse gut zur Umgebung, ihr Kunststoffrumpf ist aber sehr leicht, was sie windempflindlich macht. In den letzten Jahren sind Schiffe mit erhöhten Steuerständen im Freien in Mode gekommen, mit so genannten Flying Bridges. Kaum ein Bootsbauer und Vermieter hat sich dieser Nachfrage entziehen können, weil man am Ruder sozusagen auf dem Dach der Kabine enen vollständigen Rund-umblick genießt. Bei der Einfahrt in enge Schleusen sind allerdings die seitlichen Bootsbegrenzungen nicht immer in -Sicht, so dass sich die Tore meist besser vom zweiten Steuerstand im Innern aus anpeilen lassen, wo es bei weniger freundlichem Wetter ohnehin gemütlicher ist. Der Weg von der hoch gelegenen Brücke zu Bug und Heck ist weit, wenn der Mensch am Ruder bei Anlegemanövern und in Schleusen mitanpacken muss, was namentlich bei kleinen Besatzungen der Fall sein kann. Mit lebhaften Kindern an Bord ergeben sich zusätzliche Sicherheitsrisiken, älteren Crewmitgliedern ist der Auf- und Abstieg mitunter beschwerlich. Die derzeit hochwertigsten Charterboote auf europäischen Binnengewässern entstammen zweifellos der Mecklenburger Werft des Stuttgarter Unternehmens Kuhnle-Tours. Diese Schiffe vom Typ Kormoran haben im Gegensatz zu den meisten anderen Hausbooten einen Rumpf aus Stahl, wie er sonst nur in den Niederlanden gebräuchlich ist. Sie halten bei unfreiwilligen Berührungen von Grund und Ufer deutlich mehr aus als die Kunststoffkonstruktionen und sind auf Grund des höheren Gewichts so gut wie gar nicht windempfindlich - man fühlt sich zu Recht sicherer. Ein Bugstrahlruder macht die Schiffe wendig, eine Warmwasserheizung regelrecht wintertauglich. Es gibt viele unsinnige Entwicklungen auf neueren Hausbooten, zum Beispiel ein WC, das mit Trinkwasser auf Knopfdruck spült statt Flusswasser durchzupumpen. Die Zentralheizung auf den neueren Kormoran-Booten sind aber ein echter Fortschritt und den meist zu schwach ausgelegten Luftheizungen auf anderen Booten meilenweit überlegen. Weil sie ihre Energie statt aus der Gasflasche aus dem Dieseltank bezieht, gibt es selbst auf langen Reisen in den kühleren Jahreszeit keine Treibstoffknappheit. Die abgehärteten Briten kennen die Urlaubsform des Christmas Cruisung auf dem Hausboot. Mit der Kormoran-Heizung ließe sich dergleichen auch auf dem Kontinent wagen. |