PressetexteDen Kurs bestimmt die NaturBerliner MorgenblattAuf dem Hausboot ohne Führerschein durch die Mecklenburgische Seenplatte Von Ottmar Heinze Freitagmittag. Hafendorf Müritz, ganz im Südosten des größten deutschen Binnensees. Hier haben wir ein Boot gechartert, eine Vetus 900. Neun Meter lang und für uns zwei Erwachsene mit beiden Kindern genau das Richtige. Ein schwimmendes Wohnmobil mit Kombüse, Kajüten, Naßzelle, Salon und Sonnendeck - was wir ohne Führerschein steuern dürfen. An einer dreistündigen theoretischen wie praktischen Unterweisung kommen wir jedoch nicht vorbei. Wir entscheiden uns für den Kurs über die Müritz nach Nordosten gen Röbel, am Westufer der Müritz gelegen. Röbelhafen, erste Gelegenheit, beim Anlegen das Erlernte zu beweisen. Erfahrene Skipper sind uns dabei behilflich. Wir erkunden die Altstadt von Röbel und erklimmen den Turm der St. Marienkirche. Der Aufstieg wird belohnt mit einem grandiosen Blick über die Müritz und einer Landschaft, die aus unzähligen, blauen Farbtupfern besteht. Schon früh wecken uns am nächsten Morgen die Sonnenstrahlen. Wir fahren nach Waren, wo uns schon bald die markanten Spitzen der Georgen- und Marienkirche wertvolle Navigationshilfen sind. Der Bilderbuchhafen, der fast schon südländisches Flair ausstrahlt, wird umsäumt von charmanten Häusern, Restaurants und Kneipen. Wieder gen Süden herrscht auf der Müritz-Havel-Wasserstraße reger Betrieb. Motor-, Haus- oder Segelboote überholen gänzlich streßfrei kleine Paddelboote oder Kanus. Freizeit und Langsamkeit ist angesagt, Hektik hat keine Chance. Und die Natur trägt dazu bei. Erlen umranken die Ufer, Reiher staken auf Beutesuche durchs flache Wasser, ein aufgescheuchter Kormoran flattert uns voraus. Kurz vor Mirow steht die erste Schleusung bevor. Auch die Kinder haben ihre Aufgabe. Eines hält das Schiff mit der Leine am Bug, das andere am Heck fest. Die nette Schleusenwärterin unterstützt uns hilfreich. Schilfgesäumte Seenufer, in deren Buchten Schiffe ankern, wechseln mit kurzen Kanalstrecken. Langsam fährt unser Boot in den Vilzsee ein, wo wir einen passenden Anleger finden: kein Boot in der Nähe, absolute Ruhe, nur vom Kreischen einiger Möwen unterbrochen. Fast schon zu ruhig für einen lärmgewohnten Großstädter. Gratis und zum Abschluß des Tages gibt es als Beigabe noch einen wunderschönen Abendhimmel. Der nächste Tag, es geht zurück. Wir machen Station in Mirow und schlendern am Schloß vorbei zur malerischen Liebesinsel. Hier liegt der letzte regierende Großherzog von Mecklenburg-Strelitz begraben, der sich 1918 nach einer unglücklichen Liebesbeziehung das Leben nahm. Wir drehen noch eine Abschiedsrunde über den Mirower See, vorbei an blühenden Seerosen und emsigen Paddlern. Langsam und der Natur angemessen tuckern wir die Müritz-Havel-Wasserstraße zurück zu unserem Ausgangspunkt, dem Hafendorf Müritz. Drei Tage auf See, das Anlegemanöver klappt nun vorbildlich. Wir nehmen Abschied von unserem Boot - es war sicher nicht unser letzter Törn auf der Mecklenburgischen Seenplatte. |